Buddhistische Einäscherung und Verbrennung in Sri Lanka

Das in Südostasien so ziemlich alles komplett anders ist brauche ich erst gar nicht zu erwähnen. Natürlich ist die Kultur und die Religion mit ausschlaggebend, wie und warum etwas genau so gemacht wird, wie es eben gemacht wird.

Solch eine Anlass des Zusammenkommens, ist in erster Linie, nicht der erfreulichste. Dennoch möchte ich mit etwas erfreulichem starten. Die Sri Lanka-Kultur isst mit den Händen. Das ist nicht nur geschmacklich besser, sondern auch organisatorisch. Direkt an dem Todestag, besser gesagt wenige Stunden danach „geht es auch schon los“. Unmengen an Menschen kommen – Tag und Nacht, um ihr Mitgefühl zu zeigen und sich bei dem Verstorbenen zu verabschieden. Diese werden alle mit allen Varianten des „Reis und Currys“ verköstigt. Genau wie mit Tee, Obst und Gebäck. Da ist es von sehr großen Vorteil, dass überall nur unzählige Stühle stehen, es aber keine Tische benötigt. Es werden die Teller auf den Schoß gelegt, wo der Reis mit den Currys vermischt wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass es kein Besteck benötigt, und es bei dieser Anzahl von Gästen dennoch sehr viele Teller zu spülen gäbe, wird einfach auf den Teller eine Folie gelegt, die am Ende des essen, zusammen mit den Essenresten, entsorgt wird. Bei uns unvorstellbar!

Der Verstorbene wird 3 Tage lang in dem Haus verweilen, in denen sich noch einmal alle von dieser Person verabschieden können. Dazu wird er von einer Firma schick angezogen, die Hände und die Füße werden aus religiösem Grund mit weißen Handschuhen und Socken verdeckt. Dem Leichnam wird zur Haltbarkeit etwas hinzugegeben.

Am ersten Tag, am Vormittag, werden Mönche ins Haus kommen die ihr Mantra singen. Die Mönche werden sehr heilig behandelt. Sie bekommen Essen und Geschenke. Egal zu welchem Anlass Mönche ins Haus kommen, immer werden diese auf Stühlen sitzen, die mit weißen Hussen bekleidet sind. Der Tisch wird natürlich eine weiße Tischdecke haben. Dies strahlt die Reinlichkeit aus.

Genau wie alle Trauergäste und zum Beispiel die Wittwe, werden alle in Weiß gekleidet sein. Vor dem Haus hängen weiße Flaggen. Die komplette Dorfstraße ist mit weißen schleifen verkleidet. Es strahlt eine sehr auffallende positive Energie aus.

Sri Lanka - Fahne am Eingang des Dorfs im Todesfall
Sri Lanka – Fahne am Eingang des Dorfs im Todesfall

Gäste bringen Geschenke und Geld mit. Nach 3 Tagen, wird am frühen Nachmittag, der Sarg (der geöffnet, innen mit weiß verkleidet, sowie mit Lichter und Blumen geschmückt war) geschlossen. In diesem Moment, als sich alle nochmal verabschiedet haben und natürlich einige geweint haben, hat mich die Stimmung und die tiefe trauer der Menschen direkt im Herz getroffen.

Die Schwingungen waren so intensiv, ich musste selbst mit den Tränen kämpfen. Zu sehen, wie die Wittwe und die Angehörigen den Sarg durch das Dorf tragen, bis zu der Stelle, an der später das Feuer entfacht wird, war sehr ergreifend. Helfer werden einen „Teppich“ aus unterschiedlichen Stoffstreifen als Weg vor die tragenden Menschen legen. Die Menschen weiter hinten heben das letzte Stück auf, und werfen es nach vorne.

Am Dorfende angelangt, steht ein riesiger 5 stöckiger weißer Turm. Mit einem weißen Tor und einer weißen Sicherheits-Absperrung drum rum. An der Seite des Tores stehen die Geburts-und die Todesdaten. Auf der anderen Seite des Weges ist ein sehr schönes, großes Foto des verstorbenen, sowie an dessen Haus.

Mantra zum Jahrestag der Einäscherung
Mantra zum Jahrestag der Einäscherung

Es sind weiße Pavillions aufgebaut. Unter einem wird der Sarg stehen und unter dem anderen die Mönche sitzen. Sie werden trinken und ihr Mantra singen. Die Mönche werden zudem etwas sagen. (Leider konnte keiner so gut Englisch um mir sagen zu können, um was es ging.) Mir wurde nur gesagt, dass die Mönche erklären, dass es „gut“ ist.

Die Buddisten glauben an die Wiedergeburt, an ein neues Leben danach. Weitere Angehörige werden sprechen, was sich um die 3,5 Stunden „zieht“. (Ein weiterer Mann aus dem Dorf hatte mir ein paar Tage später erklärt, dass viele Politiker kamen und diese Reden hielten – was er persönlich nicht gut findet.)

Danach werden Leute (Verwante und Helfer) rumgehen und Kekse und Softgetränke verteilen. Zum Sonnenuntergang ist es dann soweit. Es gab ein Feuerwerk, das zuvor an die 5 Stockwerke befestigt wurde. Das Erste läuft um das erste Stockwerk, das Zweite ist im Dritten Stock und es ist ein Feuerwerk das sich im Kreis dreht und Funken sprüht. Und das letzte ist im vierten Stockwerk befestigt und es sprüht einfach ziemlich weit in die Luft. Es war wirklich wunder schön gemacht. Dann werden ein Dutzend Silvesterböller angezündet.

Anschließend wird der Sarg mit dem Brennholz rund herum angezündet, das innen aufgebaut wurde. Es wird traditionelle Musik gespielt, von 4 Trommlern und einem Flötenspieler. Solange das Feuer brennt, werden es die Männer musikalisch begleiten. Diese ist im ganzen Dorf zu hören. Da es mittlerweile dunkel war, und in der Sri Lanka-Gesellschaft Frauen sich nicht draußen aufhalten, sobald die Sonne unter gegangen ist, hatten alle beteiligten eine halbe Stunde bis Stunde dem Feuer zugeschaut. Viele hatte sich verabschieden und da das Feuer 12 Stunden brennen wird, ist auch die Wittwe zu ihrem Weg nach Hause aufgebrochen.

Nach 6 Stunden – um Mitternacht – ist so gut wie alles verbrannt: die fünf Stockwerke, der Sarg mit dem Menschen, so gut wie das ganze Holz drum rum ist weg. Es ist nur noch eine „relativ kleine“ Glut da. Es sind nur noch einige Männer zum bewachen des Feuers da, die Absperrung ist weg und ein Trommler wird bist zum Schluss trommeln. Insgesamt eine komplette Woche, kommen rund um die Uhr Trauergäste, es wird gebeten und es werden Geschenke für die Wittwe mitgebracht.

Nach dem ersten Todesjahr, wird wieder eine große Veranstaltung abgehalten. Egal ob die Familie arm oder reich ist, das ist der Brauch. Viele Familien nehmen dafür Kredite auf, um die Kosten zu decken.

Es werden Köche benötigt. Viele Verwandte und Bekannte helfen beim Kochen, bedienen und organisieren. Mit dem Kochen beginnt man schon ein Tag vorher. Am Todestag um 10 Uhr kommen dann 10 Mönche, diese bekommen Essen, Trinken, Desserts zum Essen. Obst und Kuchen als Geschenke sowie etwas größere Geschenke. Es wird vor und nach dem Essen gebetet und es werden Mantras gesungen.

Helfer bei der Trauerfeier - Freunde und Familie
Helfer bei der Trauerfeier – Freunde und Familie

Nachdem die Mönche zurück zum Tempel gebracht wurden, wird das Buffet für die Gäste hergerichtet. Es gibt verschiedene Varianten von Reis und Currys sowie Eiscreme. Es werden Trommelspieler da sein und  zwischen drin, immer mal wieder, traditionelle Musik spielen. Die Hauptveranstaltung ist am Todestag, aber auch am Tag drauf kommt noch der ein oder ander Gast.

Zusammenfassend kann ich für mich sagen, dass ich es sehr faszinierend finde, wie und mit welchem Aufwand solch ein Anlass organisiert wird. Es waren sehr beeindruckende, rührende und einmalige Eindrücke. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, auf beiden Events dabei seinen und diese miterleben zu dürfen, mitzuhelfen und zu kochen. Sowie hinter die Kulussen zu blicken. Es ist wirklich beeindruckend, wie die ein oder andere Sri Lanka Frau/Mama/Tante sich bemühen und was sie leisten.

Verköstigung der Mönche bei der Beerdiegung
Verköstigung der Mönche bei der Beerdiegung
Veröffentlicht von

Mona Gängler

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