Gepäck beim Anschlussflug verloren, was nun?

Eigentlich habe ich damit schon seit einer Weile gerechnet, aber wenn es dann mal eintritt, dann ärgert man sich doch darüber. Um dann alles wieder ins LOT zu bringen muss man sich schon bemühen. Wie das richtig geht und was man alles falsch machen kann, musste ich am eigenen Leib erfahren. Ein Leidensbericht.

Was war passiert?

Von einem knapp zweiwöchigen Familienbesuch im Ausland sind wir von Odessa (Ukraine) mit einer polnischen Airline (LOT) über Warschau nach Frankfurt a. M. geflogen. Das schiere Chaos am Flughafen in Odessa war mir schon zu Beginn der Rückreise wie ein schlechtes Omen vorgekommen. Das Personal überfordert, die Passagiere genervt, ein elendes Gedränge an den viel zu wenigen Schaltern und kaum noch Zeit bis zum geplanten Abflug. So hat sich schnell herausgestellt, dass die Maschine eine Stunde später starten soll. Toll. Genau die eine Stunde hatten wir bis zum Anschlussflug in Warschau. Na gut, optimistisch bleiben.

In Warschau angekommen riss das Chaos nicht ab. Erst mussten wir auf der Landebahn warten, dann musste der Bus zum Arrival-Gate warten und dann noch unnötige Pass- und Sicherheitskontrollen am überfüllten Schalter für Anschlussflüge. So kamen wir nach einem kurzen Sprint durch den schönen Warschauer Flughafen endlich an unserem Gate 41 an. „Last Call“ stand in roten Lettern auf dem Monitor am Gate. Aber wir waren nicht die letzten, denn etwa 50 andere Passagiere hatten sich mit uns abgehetzt und standen mit roten Gesichtern an dem Gate-Schalter mit den Damen von Polish Airlines, die hinter dem Schalter längst in Hektik ausgebrochen waren.

Auf flightradar24.com kann man schön nachvollziehen, dass wir echt Pech hatten.

Nachdem wir unsere Bordkarten vorgezeigt hatten und eingelassen wurden, fiel die Anspannung merklich ab und kurz darauf saßen wir im Flieger. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: unser Gepäck war da bereits wieder ausgeladen. Wahrscheinlich hatten die Polen nicht damit gerechnet, dass wir sprinten können.

Landung in Frankfurt und Gepäcksuche

Nach der Landung in FRA, die übrigens nahezu „just in time“ war, freuten wir uns dank unserer Ahnungslosigkeit ob der Dinge die da kommen werden bereits auf die Heimkehr – nur noch ein paar Minuten Bahnfahrt und wir wären zu Hause. Doch bereits am Gepäckband die erste Ernüchterung. Nur ein paar armselige Gepäckstücke kamen an, ein großer Teil kam nicht, das Band stoppte. So war dann auch das Gedränge am Lufthansa-Schalter für Gepäckermittlung („Baggage Tracing“) groß. Die Angestellten konnten uns natürlich auch nicht sagen wo unser Gepäck war und wann es ankommt. Wir gaben einen „Bericht über fehlendes Gepäck“ auf, auf dem unser Gepäck beschrieben und unsere Hausanschrift angegeben ist. Der höfliche Mann von Lufthansa versprach, dass unser Gepäck nach Hause geliefert würde, wahrscheinlich schon morgen.

Versprechen vs. Realität

Mit diesem Versprechen in den Ohren fand ich mich am nächsten Morgen mit unserer zehnstelligen Referenznummer bewaffnet vor dem Telefon wieder, wo ich die zuständige Stelle mit Fragen zu unserem Gepäck löcherte. O-Ton:

Keine Ahnung, wir haben noch keine Info aus Polen. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.

„Auweia, das kann ja noch lustig werden“ dachte ich bei mir.

Im Internet fand ich neben weiteren Leidensberichten anderer gequälter Reisegäste der Polish Airlines parallel dazu unter http://www.lot.com/us/en/problems-with-baggage eine Möglichkeit bei der polnischen Airline selbst mit der Referenznummer zu schauen, wo das Gepäck bleibt. So gab ich alle paar Stunden die Nummer ein und schaute, ob es schon was Neues gibt. Außer einer wenig befriedigenden Meldung dass die Suche andauert und ich später nachschauen soll, kam dabei bis zuletzt weiter nichts zustande.

 

Endlich gefunden

Nochmal tags darauf (wir flogen am Sonntag und es war mittlerweile Dienstag) erfuhr ich dann per Telefon, nicht per Webseite der LOT, dass unser Gepäck in Frankfurt gelandet ist und mit einem eigenen Lieferdienst (der unter 0176/5268001 zu erreichen ist) zu uns gebracht wird. Aber erst am nächsten Tag.

 

Frankfurter Gepäckermittlung der Lufthansa (es gibt nur die)

Telefon: +49 69 690 525 91

Die Gepäckermittlung befindet sich an den Gepäckbändern direkt neben dem Ausgang.

Erkenntnisse

Wenn das aufgegebene Gepäck nicht ankommt, kann es viele Gründe haben. Vielleicht ist das Gepäckstück vom Band gerutscht, nicht durch die Sicherheit oder den Zoll gegangen oder sonst wie verschlampt worden. Wenn es wie in unserem Fall knapp wird mit dem Anschlussflug, wird das Gepäck immer aus Sicherheitsgründen ausgeladen, da es nicht ohne Passagier fliegen darf. Könnte ja ne Bombe drin sein.

In jedem Fall heißt es Ruhe bewahren und gleich wenn klar wird, dass es nicht mit dem Gepäckband kommt, die Gepäckermittlung aufsuchen. Diese befindet sich fast bei allen Flughäfen an der Gepäckausgabe („Baggage Claim“). Wichtig ist: unbedingt den Wert des Gepäcks angeben. Falls das Gepäck nicht mehr auftaucht, kann man sich so auf diese Angaben berufen und Schadenersatz fordern. Einige Airlines lassen nicht mit sich reden, wenn man diese Angaben nicht sofort bei Verlust gemacht hat.

Zahlreiche Reisende die einen Totalverlust des Gepäcks erlitten haben und Schadenersatz gefordert haben berichten, dass die Airlines ohne große Zickereien bis zu 1.000 $ Schadenersatz zahlen. Bei sehr viel größeren Beträgen wird es schwierig. Kostspielige Gepäckstücke wie Laptops oder teure Kameras sollte man daher stets als Handgepäck bei sich führen, um unnötigem Ärger vorzubeugen.

Auch wichtig ist es das Gepäckstück genauestens zu beschreiben, falls das Etikett abgegangen ist und das Gepäckstück nicht mehr zugeordnet werden kann. Angaben wie die Art des Gepäckstücks, die Farbe, das Material und ggf. die Schlosskombination können dem Bodenpersonal so bei der Recherche äußerst sachdienlich sein. Zur Erleichterung der Kommunikation folgen die meisten Airlines einem Standard-Formular mit einheitlichen Kennzeichen. Die Angaben können ähnlich wie bei uns aussehen.

Wenn das Gepäck komplett weg ist, muss zudem eine detaillierte Inhaltsliste erstellt werden, damit der Wert genauer erklärt werden kann. Für die Liste hat man in der Regel aber im Nachhinein noch Gelegenheit. Bei der Lufthansa sogar 2 Jahre.

Was tun bei beschädigtem Gepäck?

Auch wenn das aufgegebene Gepäck beschädigt wurde ist die Gepäckermittlung zuständig. Hier wird dann ein Schadensprotokoll aufgenommen und der Sachschaden festgehalten. Zur Sicherheit vielleicht noch ein paar Fotos machen und dann bekommt man in der Regel auch seinen Schaden ersetzt.

Was tun, wenn man in den Urlaub fliegt und die Koffer später ankommen?

In solchen Fällen sind viele Airlines besonders kulant. So kommen sie oftmals für Gebrauchsgegenstände und Kleidung mit um die 100 $ sofort auf, die man sich dann ja am Urlaubsort neu kaufen muss. Anschließend, wenn das Gepäck ankommt, hat man halt mal eine Badehose und eine Tube Sonnencreme quasi geschenkt bekommen.

Ich persönlich habe erst einmal genug von Gepäckermittlungen und werden mir präventiv einen Koffer mit eingebautem GPS-Tracker zulegen. Schaden kann es nicht.

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